Thomas Salet, für eine poetische Grammatik
Januar 11 - Februar 26, 2014
Zu diesem Zeitpunkt hat diese Ausstellung keinen Titel. Wahrscheinlich ist es sogar besser, da es darum geht sich von dem Kunstwerk tragen zu lassen, ohne dieses kontrahieren. Zuerst betrachten.Daraus wird die Deutung folgen. Was aus Thomas Salets Sicht zählt, ist einen Zustand seiner Recherche anzubieten, in ständiger Entwicklung, eine Momentaufnahme, die aus Reliefs von Stämmen besteht, den denen aus der Betrachter sich die Landschaft vorstellt, die ihm gefallen wird. Verschiedene Serien tauschen sich über die Zeitliche Ebene aus. So präsentieren grosse Tische eine Vielfalt von Skulpturen, kleine wie große, durcheinander aufgestellt: aber dieses gibt nur den Anschein eines Durcheinander und einer Fülle: Man denkt an porösen, noch frischen Gipsformen. Bestimmt zerbrechlich . Man neigt dazu die Hand zu nähern, anzufassen, die weisse Häute zu streicheln, die nichts anderes als Keramik sind. Sind diese Formen organisch? Eingeweiden und Korallen? Hohlräume, die aus den Tiefen des Erdgrundes kommen , oder eher Entflohenes aus wissenschaftlichen DNA-Versuchen? Wir werden es nie wissen. Es sind Zwiebeln, Schädel in einer entmachtenden Stilisierung, Aufblühungen, weiche und biomorphische Mechaniken, unbekannte Organismen, die sich verbinden und verschmelzen.
Weiter beherbergt das weisse Blatt Konstellationen, geometrische Formen durch einen Nähgarn zusammen gehalten. Der Künstler öffnet den Raum auf das Unendliche, vergleichbar zu einem Sternenhimmel in einer Sommernacht, den man niemals durch einen einzelnen Blick in seinem vollen Umfang wahrnehmen kann.
So entsteht ein vollkommenes galaktisches System oder ist es doch ein venöses System.
Es hat etwas labyrinthartiges, aber seltsamer Weise ohne jeglicher Verirrung. Das menschliche oder anthropomorphe Darsein in filigraner Form dient als Leitfaden: Thomas Salet sticht mit Nadeln Abdrücke von Händen, nachdem er diese sorgfältig umrissen hat und erfindet unentbehrliche kleine « Träger ».
Dieses erinnert an Arp. Oder im Gegensatz dazu an geodätische und bauliche Formen von Buckminster Fuller. Es ist jedoch hier der Japonismus einer Vorgehensweise die sich Zeit lässt, in Nuancen von Seladons, die übertrumpft. Die Tinte setzt sich ab. Das Papier nimmt sie auf. Die Gestalten erscheinen auf der Fläche.
Léa Bismuth
Léa Bismuth ist Kunstkritikern, Mitglied der AICA. Sie schreibt hauptsächlich in Art Press seit 2006
und ist auch unabhängige Kuratorin.